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Block 3: Rassismuskritische Haltung

Rassismuskritik – Eine Definition

Rassismuskritik bedeutet:

zum Thema [zu] machen, in welcher Weise, unter welchen Bedingungen und mit welchen Konsequenzen Selbstverständnisse und Handlungsweisen von Individuen, Gruppen, Institutionen und Strukturen durch Rassismen vermittelt sind und Rassismus stärken. Rassismuskritik zielt darauf ab, auf Rassekonstruktionen beruhende beeinträchtigende, disziplinierende und gewaltvolle Unterscheidungen zu untersuchen, zu schwächen und alternative Unterscheidungen deutlich zu machen.

Mecheril und Melter 2010

Alle Menschen, die Rassismus nicht (re)produzieren möchten, müssen sich immer wieder aufs Neue mit ihrer eigenen rassismusrelevanten Sozialisation und den rassistischen Wissensbeständen in unserer Gesellschaft auseinandersetzen. Das Hinterfragen von Machtstrukturen, Reflektieren von den eigenen Seh-Gewohnheiten, Privilegien und Selbstverständlichkeiten ist der Weg zu einer diskriminierungssensiblen und rassismuskritischen Haltung. Das Verlernen von Rassismus ist ein Prozess und die Einnahme einer rassismussensiblen Perspektive vermutlich eine Lebensaufgabe für uns alle!


Wichtig bleibt deine eigene Reflexionsbereitschaft, dich als Lehrkraft rassismussensibel zu professionalisieren. Als (angehende/r) Lehrer:in kannst du die langjährig verfestigten Vorurteile und von Machtstrukturen markierten Bereiche von Ungleichheitsverhältnissen nicht über Nacht dekonstruieren. Aber! Je mehr Schüler:innen diese Ungleichverhältnisse begreifen und zerlegen, desto schneller schreitet dessen Dekonstruktion voran und umso schneller wird dein Klassenzimmer rassismussensibler!


Schrift auf grauem Hintergrund

Kritisches Weißsein

Eine weiße rassismuskritische Perspektive ist sich rassistischer Denk- und Handlungsmuster bewusst und versucht diese zu durchbrechen. Denn durch die Konstruktion des „Anderen“ entsteht gleichzeitig immer ein dazu abgegrenztes, „normales“ „wir“. In der kritischen Weißseinsforschung, die ihre Rahmung in den angloamerikanischen postkolonialen Theorien hat, bewegt man sich deshalb vom Reden über die „Anderen“ hin zur Thematisierung des weißen Selbst. So wie der Rassismus ist auch das Weißsein ein Konstrukt. Gäbe es das Konstrukt Weißsein nicht, das als unsichtbare Norm fungiert und dementsprechend konstruierte Gruppen von Menschen außerhalb dieses Weißseins unterdrückt, um die eigenen Vorteile und die eigene Macht aufrechtzuhalten, dann gäbe es auch keine von Rassismus betroffenen Menschen. Eine weiße rassismuskritische Perspektive ist sich rassistischer Denk- und Handlungsmuster und der eigenen machtvollen Position bewusst und legt den Fokus dabei auf das eigene Eingebundensein in diese von Machtstrukturen durchzogenen Ungleichheitsverhältnisse. Diese Perspektive will auf diese Ungleichheitsverhältnisse aus machtvoller Position einwirken und sie verändern. Und sie muss das auch tun, um von Rassismus betroffene Menschen und auch sich selbst vor Rassismus zu schützen. Das kritische Weißsein nimmt Stereotype, Bilder und Worte ernst und reflektiert sie, um die ihr zugrunde liegenden Denk- und Handlungsmuster zu entlarven und zu zerlegen.


denkanstösse für ein rassismussensibles handeln – nicht nur im klassenzimmer


WAS TUN? Powersharing & EMPOWERMENT

Die ungleiche Verteilung von Ressourcen, Privilegien und Macht in der Gesellschaft spiegelt sich in den verschiedenen Diskriminierungsformen wider. Eine Sensibilisierung für diese Verhältnisse reicht für eine grundlegende Veränderung nicht aus, sondern bedarf der Kombination von Empowerment für die „machtarmen“ Personen und Powersharing für die Machtstarken.

If you have come here to help me, you’re wasting your time, if you have come because your liberation is bound up with mine, then let us work together.

Lilla Watson

powersharing

Was kann ich tun, wenn ich von gesellschaftlichen Ungleichheiten profitiere? Wie kann ich auf privater und beruflicher Ebene meine Privilegien (Macht) teilen und dazu beitragen, gleichberechtigte und gerechte Beziehungen in Freundschaft, Beruf und Gesellschaft zu schaffen? Wichtig ist von Diskriminierung betroffene Menschen dafür anzuhören und sich zu erkundigen, was in der Situation hilft und welche Forderungen sie stellen. Zuhören und aktive Teilhabe sind besser als gut gemeinter Aktionismus!  

Welche Möglichkeiten habe ich, Macht und Ressourcen mit Blick auf die Selbstermächtigung und Selbstbestimmung von People of Color und Schwarzen Menschen zu teilen?

Empowerment

Empowerment versteht sich als ein Prozess, der je nach Bedürfnis, Erfahrung oder Kontext, für unterschiedliche Menschen und Gruppen unterschiedliche Inhalte und Formen annehmen kann.

Empowerment bedeutet …

in Räumen zu sein, in denen die eigene Identität nicht in Frage gestellt wird
in Räumen zu sein, die frei von Diskriminierungserfahrungen, Verletzungen und Gefühle von Schmerz, Wut und Trauer sind
sich der eigenen Fähigkeiten bewusst zu werden
Kraft zu schöpfen
das eigene Potenzial zu erkennen und zu entwickeln
Solidarität zu erleben
einen eigenen Umgang mit Diskriminierung zu finden
Befreiung von Zuschreibungen und Objektifizierungsversuchen
marginalisierte Stimmen und Perspektiven sichtbar zu machen
Wissen über Struktur und Funktion von Diskriminierung zu erlangen
Diskriminierung nicht als individuelles Versagen zu sehen, sondern als strukturelles Problem, das adressiert und verändert werden kann.

ALLYSHIP

Allyship ist eine konsequente und dauerhafte Praxis des Verlernens, Hinterfragens und Definierens, bei der eine Person in einer privilegierten und machtvollen Position versucht, in Solidarität mit marginalisierten Personen oder Gruppen zu handeln. Dazu gehört der Aufbau von Beziehungen auf der Basis von Vertrauen, Beständigkeit und Verantwortlichkeit, bei denen Verbündete als aktive Personen gesellschaftliche Machtverhältnisse im Klassenzimmer, in Behörden und anderen privaten oder insitutionalisierten Räumen in Frage stellen.  


Haltung zeigen


Das Icon zeigt eine Teekanne, aus der viele Konfetti herausspringen.

Reflexion

Dies ist ein Anreiz zur Reflexion.

Reflexionsaufgabe

Diskriminerungsarm unterrichten – aber wie?

Was ist die Aufgabe von Lehrkräften, wenn es um eine rassismussensible Unterrichtsgestaltung geht? Was können Lehrkräfte tun?

Was gehört aus deiner Sicht dazu?

  • im Kontext Schule allgemein

  im Kollegium, im Klassenzimmer, bei

  Schulveranstaltungen, Klassenfahrten, Ausflügen…

  • im Geographie-Unterricht

Zum Schluss: Danke für deine Offenheit und Teilnahme an diesem Modul! Danke, dass du bereit warst, dich aus deiner Komfortzone in die Lernzone zu begeben, um dich mit deiner eigenen Identität, Gefühlswelt und Bildern auseinander zu setzen, um Rassismus im Geografieunterricht entgegenzuwirken! Prima! Aber wie geht es nun weiter? Das Verlernen von Rassismus ist ein Prozess und die Einnahme einer rassismussensiblen Perspektive, vermutlich eine Lebensaufgabe für uns alle! Wichtig bleibt deine eigene Reflexionsbereitschaft, deine Aufgabe dich als Lehrkraft rassismussensibel zu professionalisieren.

Viel Glück, Ausdauer und Mut auf diesem Wege!


Lesestoff

Nassir-Shahnian, Natascha: Powersharing: Was machen mit Macht?!

Das Icon zeigt ein gefülltes Bücherregal mit einem Schreibtisch im Vordergrund, auf dem eine Katze und ein Laptop zu sehen sind.

Lesestoff

Dies sind weiterführende Materialien, die Du am Ende jeder Seite findest.

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