Mehrspektivität und Repräsentationen
Die Reduzierung komplexer Verhältnisse zu einigen wenigen Hauptmerkmalen, die in Folge mit Bildern oder Texten in Schulbüchern festgeschrieben werden, birgt die Gefahr der Essentialisierung. Das Selbstverständnis des Faches Geographie als Disziplin, die „über den Tellerrand hinaus“ in die Welt schaut, wird in Frage gestellt, wenn ein genauerer Blick auf die Darstellungsweisen und Zuschreibungen in Lehrmaterialien geworfen wird. Die im Bildungsplan geforderte Mehrperspektivität – oder auch Multiperspektivität – fehlt zumeist. Eine wichtige Voraussetzung für die Abbildung von Diversität ist das Sichtbarmachen möglichst vieler gesellschaftlicher Gruppen in ihrer Heterogenität.
Ein Blick in die Realität zeigt allerdings, dass normative Sehgewohnheiten und Erzählweisen noch immer dominieren. Für Schulmaterialien gilt dies ebenso. Schwarze Menschen, jüdische Personen, Muslim:innen, Menschen of Color, queere Personen und Menschen mit Behinderung werden häufig unsichtbar gemacht und damit fehlen wichtige Perspektiven auf die Gesellschaft und aus ihr heraus. Gleichzeitig werden verschiedene Diskriminierungsformen – wie etwa Rassismus – und deren historische Entwicklungen sowie Auswirkungen nicht thematisiert.
Ein hinterfragender Blick auf Lehrmaterialen
Mögliche Antworten & Vorschläge
Vorsicht vor FALLSTRICKEn
Weitere Auswege aus den Single Stories
- BIPoC Experten von außerhalb dazu holen (siehe im Modul 3, Block 4: Außerschulische Lernorte)
- Schüler:innen in Planung von Exkursionen einbinden (Was interessiert euch? Mit wem möchtet ihr sprechen?)
- Schulbibliothek und Bücherregale im Lehrer:innenzimmer kritisch begutachten (Sind z.B. BIPoC Autor:innen vertreten?)
- Im Kollegium ins Gespräch kommen (Austausch über rassismusarme Lehrformate und Lektüre)
- Fortbildungen gemeinsam besuchen oder organisieren
- Safer spaces für Schüler:innen und Lehrer:innen, die Diskriminierungserfahrungen machen
- Diskriminierungsbeauftragte benennen, Beratungs- und Anlaufstellen eröffnen
- Informelle Austauschrunden abseits vom Unterrichtsgeschehen ermöglichen
Reflexionsaufgabe
Am Ende des Blocks Rassismuskritische Haltung wurde nach der Rolle von Lehrkräften in der Gestaltung eines rassismuskritischen Unterrichts gefragt. An dieser Stelle des Portals bitten wir dich, nun in die praktische Arbeit mit den von dir genutzten Materialien einzusteigen. Mache dir einen kleinen Fahrplan, welche Schritte du zunächst in Angriff nehmen kannst, um eine rassismussensiblere Unterrichtsgestaltung zu erreichen. Hier noch einmal einige Fragen, die auf diesem Weg hilfreich sein können:
- Welche Perspektiven sind in den Materialien, die du verwendest, mitgedacht?
- Wer wird (wie) repräsentiert?
- Werden Stimmen gehört aus außereuropäischen Kontexten?
- Wenn ja, WIE kommen sie zu Wort und welche (impliziten oder expliziten) „messages“ werden mit solchen Inhalten verbunden?