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Abschnitt 1 (Block 4): Postkoloniales Hamburg

Postkoloniale Gegenwarten in Hamburg

Während in Berlin die politischen Entscheidungsträger des zwischen 1884 und 1918 existierenden deutschen Kolonialreiches ansässig waren, steht die Hansestadt für einen weit davor beginnenden und weit darüber hinausreichenden Austausch und Kontakt. (…) Das „Tor zur Welt“, wie sich Hamburg gerne nennt, war ein Tor zur kolonialen Welt.

Zimmerer 2016

Die Hansestadt Hamburg war auf vielfältige Weise in den Handel mit Waren aus Kolonialgebieten eingebunden. In zahlreichen Wissenschaftseinrichtungen, deren Arbeit oft von einflussreichen Handelsgesellschaften mitfinanziert wurde, entwickelten Hamburger Gelehrte vermeintlich wissenschaftliche Theorien, die Natur und Mensch in den Kolonialgebieten zum „Anderen“ herabwürdigten. Theorien, die zur Erklärung und Rechtfertigung des gewaltvollen Umgangs mit ebendiesen herangezogen wurden. Auch die gesamte Infrastruktur der Stadt war auf den Handel mit Waren aus Übersee ausgerichtet. Viele größere und kleinere Hafenanlagen, Kanäle und der Schienenverkehr bildeten ein dichtes Netz von Verkehrswegen, die die Hamburger Stadtteile und umliegende Ortschaften mit dem Hamburger Hafen verbanden.

Auch die städtische Erinnerungskultur ist geprägt von hegemonialen Vorstellungen „der Anderen“; gewaltvolle Darstellungen von Kriegsszenerien aus den ehemaligen Kolonialgebieten, machtvolle Inszenierungen der Herrschenden und Ehrungen von Kolonialakteur:innen, die Gewalt und Verbrechen gegen die Menschheit mitverschuldeten. Rassistische Diskriminierungen und Übergriffe sind ebenfalls eine gewaltvolle Manifestation des Otherings in öffentlichen Räumen.

Die Aufarbeitung der kolonialen Verstrickungen deutscher Städte und einzelner Stadtteile ist in den letzten Jahren vermehrt in Stadtrundgängen und Vorträgen ein Thema. Auch auf stadtpolitischer Ebene konnte sich die Bearbeitung (post-)kolonialer Gegenwarten teilweise durchsetzen.

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Nach jahrzehntelangem zivilgesellschaftlichen Engagement verschiedener Gruppen – insbesondere von Black Communities und People of Color Vereinigungen – wurde mit der Einrichtung der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe Hamburg und die frühe Globalisierung“ an der Uni Hamburg im Jahr 2014 die Aufarbeitung institutionalisiert. Es folgten die Gründung des Runden Tisches Koloniales Erbe sowie die Einberufung des Beirats zur Dekolonisierung Hamburgs und die Erarbeitung eines Eckpunktepapiers für ein gesamtstädtisches dekolonisierendes Erinnerungskonzept.

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