Exkurs: Kulturerdteilkonzept

Ziel und Annahme des Konzepts ist es, Räume zusammenzufassen, in denen gleiche oder ähnliche Bevölkerungsgruppen leben. Das Konzept fand zunächst keine besondere Beachtung und wurde erst in den 80er Jahren durch Jürgen Newig in der Geographiedidaktik aufgenommen. Newig spitzte die sehr vagen Ausführungen von Kolb in einer Weise zu, die eine problematische Essentialisierung des Konzepts bedeutete. Er entwarf eine Weltkarte der Kulturerdteile und schrieb dadurch eine Verräumlichung von „Kultur“ fest und suggerierte damit, dass „Kultur“ in einer bestimmten Region fixierbar und verortbar wäre. Durch diese sehr vereinfachende, verallgemeinernde und undifferenzierte Darstellung transportiert das Konzept ein simplifiziertes Weltbild, welches in räumlichen Bezügen verharrt und gesellschaftliche Problemfelder sowie bestehende Konflikte innerhalb der dargestellten Regionen negiert.

Dem Konzept liegt somit ein stark verorteter Eurozentrismus zu Grunde. Dieser äußert sich vor allem dadurch, dass sich die Geschichtsbeschreibung an dem technologischen Fortschritt des Globalen Nordens orientiert, die Geschichte des Globalen Südens jedoch außen vor lässt. Vertreter:innen der westlichen Welt rücken damit ins Zentrum der (positiven) Betrachtung, andere Personen werden in der Peripherie verortet, da sie nicht den europäischen Maßstäben entsprechen. Ihnen werden passive und minderwertige Eigenschaften zugeschrieben. Am deutlichsten wird Kolbs Eurozentrismus jedoch in seiner Position als weißer deutscher Geograph, aus der er das Konzept entwirft. Somit sind die Erdteile nur ein Objekt des Westens, da sie seinen Vorstellungen entsprechend konstruiert wurden (Beschreibungen nach Fanny Pokrandt).