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Abschnitt 3 (Block 3): Kritische Kartenpraxis

Wie kann eine kritische Kartenpraxis aussehen?

@AGKGGU

When making maps, think about everything before starting; Then, when your map is complete, reconsider them all again.

Krygier & Wood 2019

In den 1970er Jahren wurden zunehmend Stimmen laut, die eine kritische Geographiepraxis forderten, welche sich mit der eigenen Fachgeschichte sowie mit kolonialen, kolonial-revisionistischen und nationalsozialistischen Verwobenheiten der Arbeiten und Biographien von Geograph:innen auseinandersetzt.

Ausgehend davon wurden auch geographische Methoden, wie die Kartografie, zunehmend hinterfragt. Es etablierte sich das weite Feld der Kritischen Kartografien, welches stark von außerfachlichen Diskursen um Rassismuskritik und durch zivile/ aktivistische Kreise beeinflusst wurde. Die gesamte Bandbreite der kritischen Kartierungen zu behandeln, würde hier zu weit gehen. Stattdessen möchten wir einige grundlegende Überlegungen anbringen, die auch in der Gestaltung eines rassismuskritischen Geographie-Unterrichts hilfreich sein können. Die folgenden Anregungen geben eine kleine Unterstützung dabei, Karten aller Art kritisch zu betrachten. Auch beim Erstellen eigener Karten können diese Überlegungen aktiv eingebunden werden.

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Gut zu Wissen

Dies ist ein Informationsangebot für Dich.

gut zu wissen

Es geht bei kritischen Kartierungspraxen nicht darum die Wahrheit zu finden oder Karten wahrer zu machen. Ziel ist es, mehr Perspektiven und dynamische Weltbilder aufzuzeigen!

Dekonstruieren

HEGEOMONIALE KARTEN DEKONSTRUIEREN

Das De-Konstruieren von Karten kann vieles bedeuten; nachfragen, aufdecken, verstehen, sichtbar machen, kritisieren. Das obige Bild zeigt das Beispiel einer Dekonstruktion anhand der Karte „Bevölkerung und Wirtschaft der Entwicklungsländer“ aus dem Jahr 1967 (Erich Otremba) aus der Ausstellung geografisch postkolonial – Wie aus Karten und Bildern Welt entsteht. Um Karten auf spezifische Werthaltungen, Interessen, Weltsichten und auch rassistische Menschenbilder zu untersuchen, müssen wir uns und vor allem der Karte einige Fragen stellen. Eine Übersicht über hilfreiche Fragen haben wir in einem Lesezeichen zusammengetragen, welches hier unten zum Download und Ausdrucken bereitsteht. Im DIY-Abschnitt des Portals findet sich zudem eine Übersicht mit ausführlicheren Erklärungen.

Wie kann das im Unterricht aussehen?
  • Karten im Unterrichtsmaterial oder auch die Wandkarte im Klassenzimmer gemeinsam dekonstruieren
    • Eine erste Anregung bietet das hier folgende Lesezeichen zum selber ausdrucken, welches Fragen enthält, die an Karten gestellt werden können.
    • Auch das gemeinsame Verfremden von Karten kann im Unterricht umgesetzt werden.

(V)Erlernen

Karten anders denken

Karten müssen nicht immer aus Papier sein. Seit Jahrhunderten stellen Menschen auf verschiedenste Arten Wissen über die von ihnen bewohnten und bewirtschafteten Gebiete her. So können auch Lieder, Webstoffe, Stickereien, Geschichten, Tänze oder Keramiken Informationen über das Land vermitteln, werden aber als Karten und räumliche Orientierungshilfen selten anerkannt. Dieses Wissen bleibt in der Folge marginalisiert. Ziel einer kritischen Kartenpraxis ist es, Kartenwissen aus „anderen“ Perspektiven und Kontexten zu erstellen, diesen Sichtbarkeit zu verschaffen und damit der jahrhundertelangen Tradition der einseitigen Repräsentation weißer, westlicher, meist cis-männlicher und akademischer Positionen in Wissenschaft, Forschung und Schule „neue“ Perspektiven entgegenzustellen.
Bei der Bearbeitung einiger Thematiken kann es helfen, selbst aktiv zu werden und Karten zu gestalten. Ein Beispiel findet sich an anderer Stelle des Portals, wo es um die Einbindung außerschulischer Lernorte in Hamburg und deren in den Unterricht geht.

Wie kann das im Unterricht aussehen?

Kollektivieren

@Iconoclasistas

GESELLSCHAFTLICHE MISSSTÄNDE & KOLLEKTIVE KÄMPFE SICHTBAR MACHEN

Das Wissen über die Macht von Karten und den strukturellen Ausschluss breiter Bevölkerungsgruppen führte in den vergangenen Jahrzehnten zur Bildung kollektiver Zusammenschlüsse, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Kartierungspraxis zu einem gemeinschaftlichen Prozess zu machen. Vor allem in lateinamerikanischen Kontexten arbeiten solche Zusammenschlüsse daran, marginalisierte Perspektiven in Karten sichtbar zu machen. Das hier gezeigte Beispiel ist von den Iconoclasistas (argentinisches Kunstaktivist:innen-Kollektiv).
Eine partizipative und kollektive Herangehensweise kann dabei helfen, gesellschaftliche Missstände aus sonst ungehörten Perspektiven heraus sichtbar zu machen und somit die Vernetzung und Verbindung von Kämpfen zu erleichtern. So erhalten „andere“ Arten des Raumbezugs und der Raumwahrnehmung einen Platz in Karten. Diese Art des Kartenmachens wird auch Counter-Kartierung (Gegenkartierung) genannt.

Wie kann das im Unterricht aussehen?
  • Karten aus „anderen“ Perspektiven Raum geben (z.B. kollektiv-kartografische Arbeiten zu behandelten Orten/ Regionen/ Kontinenten suchen)

Lesezeichen

Verschiedene Fragen an Karten
Illustration von AG KGGU
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