Rassistische Theorien in der Wissenschaft
Um globale Zusammenhänge einzuordnen, zu verstehen und gesellschaftliche und politische Strukturen zu hinterfragen, ist es wichtig, sich mit kolonialer Geschichte sowie Macht- und Herrschaftsverhältnissen auseinanderzusetzen. Die heutige post-koloniale Welt ist stark geprägt durch den europäischen Kolonialismus, den damit eng verknüpften Rassismen sowie mit der Geschichte des Widerstandes gegen Unterdrückung, Ausbeutung und Eroberung. In Unterrichtsmaterialien, Schulbüchern und Bildungsplänen bleibt das Kapitel über den deutschen Kolonialismus und seine Folgen jedoch oftmals ausgespart. Dabei ist gerade das Verständnis dieser kolonialen Kontinuitäten für eine rassismussensible Unterrichtsgestaltung wichtig.
KOLONIALISMUS
Gut zu Wissen
WUSSTEST DU, DASS KOLONIALISMUS UND RASSISMUS BIS HEUTE ENG MITEINANDER VERKNÜPFT SIND?
DER EINFLUSS DES KOLONIALISMUS AUF DIE ETABLIERUNG VON RASSISMUS
Kolonialismus und Rassismus hängen bis heute eng zusammen. Bis in die Gegenwart artikulieren sich die zur Kolonialzeit entstandenen rassistischen hierarchisierten Selbst- und Fremdbilder in Vorstellungen von Selbst, Differenz und der Welt. Sie tragen zum Fortbestehen des Rassismus weltweit bei. Dieser manifestiert sich als strukturelles Macht- und Ungleichheitsverhältnis nicht nur in unserem Denken, Handeln und Fühlen, sondern auch in Institutionen wie z.B. Schule oder Universität. Zur ideologischen Absicherung und praktischen Durchsetzung der kolonialen Mächte diente vor allem Rassismus. Mittels rassistischer Ideologie und ungleichen Machtverhältnissen wurden Menschengruppen – auf der Basis von äußerlichen Merkmalen – unterschiedliche Wertigkeiten und Privilegien zugewiesen. Weiße Mächte in Europa setzten sich dabei selbst an die Spitze dieser Hierarchie. Der Rassismus legitimierte in ihren Augen die Gewalt, Plünderung und Ausbeutung, mit der sie die Kolonisierten marginalisierten (Abdel-Hady 2021).
Kolonialismus im Kontext Schule
Zwar ist das Thema Kolonialismus im Curriculum für die Schüler:innenbildung vorgesehen, doch kommt es im Unterricht häufig zu kurz. Während ein Teil der Lehrer:innen sich bemüht, Kolonialismus und seine Folgen zeitgemäß aufzubereiten, fehlt das Thema bei anderen ganz oder wird aus einer sehr eingeschränkten Perspektive dargestellt. Dazu gehört, dass z.B. der Völkermord an den Herero und Nama von Seiten der deutschen Kolonialmacht gar nicht erwähnt wird. Insgesamt fehlt bisher ein Konzept, wie mit dem Thema Kolonialgeschichte an Schulen umgegangen werden soll. Der Beitrag im SWR2 beleuchtet das Dilemma und sucht nach Erklärungen und Möglichkeiten.
DAS LAND DER DENKER
Kant & Co.
Denker und Aufklärer des 18. Jahrhunderts wie Voltaire oder Immanuel Kant tragen dazu bei, „dass die Vorstellung von der Einteilung der Menschheit in rassialisierte Kategorien zum intellektuellen Kanon werden.“ (Dittrich 1991). Die Philosophen Immanuel Kant (1724–1804), Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831) und Voltaire (1694- 1778) lieferten im Namen der Aufklärung die geistige Grundlage für die Legitimierung des Rassismus und formten so das Denken, die Haltung und die Sprache von Europa ausgehend. Ihr Menschen- und Weltbild hat bis heute Geltung, wenn auch in anderer Gestalt.
Anton Wilhelm Amo
Im ungefähr selben Zeitraum wie Kant und Hegel studierte, lehrte, promovierte und publizierte auch Anton Wilhelm Amo im deutschsprachigen Raum. Er gilt als der erste Schwarze Philosoph Deutschlands. Seine Lehren und Werke jedoch sind weitgehend vergessen, sogar verschollen. Amos akademische Stationen waren Wittenberg, Halle und Jena. Trotz der nur wenigen erhalten gebliebenen Schriften, gilt er als Vordenker antirassistischer Forderungen. Eine seiner früheren Arbeiten beschäftigte sich mit der Rechtstellung Schwarzer Menschen in Deutschland.
Aufgabe
Folge dem Link zum e-learning Tool Connecting the Dots des glokal e.V. und finde anhand historischer Zitate heraus, wie Rassismus sich seit Jahrhunderten durch unsere Gesellschaften zieht. Wähle dazu die Kategorie „Rassismus im Deutschen Kontext“ aus.
Literaturtipp
- Der koloniale Blick: Materialien für den Einsatz im Unterricht ab Klasse 9 zum Thema Kolonialismus. Ein Bildungsprojekt des Antirassistisch-Interkulturelles Informationszentrums (ARiC) Berlin e. V. in Kooperation mit dem IDB | Institut für diskriminierungsfreie Bildung in Berlin