Einführung
Wir wollen nun Wege des Geographie-Machens, ‑Lehrens und -Lernens aufzeigen. Dabei haben wir zunächst in die Geographiegeschichte geschaut, um aufzuzeigen, wie uns bis heute, oftmals unsichtbar, geographische Konzepte und Denkmodelle prägen. Deutlich wurde: Die Benennung einer Differenz wurde und wird häufig als Begründung dafür herangezogen, diesen als „anders“ markierten Menschen und Räumen weitere Eigenschaften zuzuschreiben, diese als gegeben zu begreifen und sie damit zu naturalisieren. Damit werden Differenzen hergestellt, die Othering-Prozesse befördern und implizit oder explizit Hierarchien zwischen den betreffenden Menschen produzieren.
In didaktischen Konzepten und Bildungsplänen für Schulen wird die Anerkennung und Toleranz für Differenz als Bildungsziel und Leitlinie für den Unterricht ernannt, so auch in der Geographie. Interkulturelles Lernen und entwicklungspolitischer Unterricht gehen in diesem Zusammenhang häufig von eurozentrischen Annahmen aus und schaffen es selten, eine differenzierte und multiperspektivische Darstellung im Unterricht aufzuzeigen. Die Vermittlung anderskultureller Perspektiven bleibt in dem Schema „Wir“ und „die Anderen“ verhaftet, in dem die Wahrnehmung von kultureller Differenz gestärkt wird, statt Gemeinsamkeiten hervorzuheben. Auch bleiben die strukturellen, ökonomischen und politischen Ursachen für Diskriminierung, Ungleichheit und Rassismus weitgehend unberücksichtigt.
Daher sollten wir die aktuellen didaktischen Angebote stets darauf überprüfen, ob sie den Anforderungen, Othering-Prozesse im Unterricht aufzubrechen, standhalten können. In vielen Fällen werden Formen des Otherings nicht ausreichend reflektiert und aufgebrochen und laufen Gefahr Stereotype, die eigentlich vermieden werden sollen, zu reproduzieren.
Wir sind – aufgrund unserer eigenen Sozialisation in einem System, in dem struktureller und institutioneller Rassismus vorherrscht – nicht in der Lage alle Leerstellen zu identifizieren, die bei der Darstellung von Menschen und Regionen weit entfernter Kontexte im Geographieunterricht auftreten können, möchten aber den Blick für mögliche Fallstricke schärfen.
Rassismuskritische Unterrichtsplanung problematisiert und übt Kritik an rassismusrelevanten Denk-, Sprech- und Handlungsweisen des Lehrens und Lernens.
Karim Feridooni
- In diesem Modul möchten wir Wege aufzeigen, die den Blick für eine diskriminierungssensible und rassismusarme Unterrichtsgestaltung schärfen.
- Darüber hinaus werden hamburgbezogene außerschulische Lernorte vorgestellt, die die Erfahrbarkeit rassismusrelevanter Themen auch außerhalb des Klassenzimmers ermöglichen.
- Rassismusrelevante Inhalte in Schulmaterialien auf der Bildebene erkennen.
- Unterrichtsmaterial aus rassismuskritischer Perspektive analysieren und bewerten
- Mögliche Handlungsoptionen für die eigene Unterrichtspraxis ableiten
- Know-How für die Erstellung rassismusarmer Schulmaterialien
- Für ein besseres Verständnis, haben wir wichtige Konzepte und Begrifflichkeiten in einem Glossar zusammengefasst und erklärt.
- Per Klick auf den markierten Begriff, wirst du ins Glossar weitergeleitet.
Einblicke – Rassismus im Bildungssystem
Was erwartet Dich auf Deinem Weg?
Lesestoff
- Bönkost, Jule, 2020, Eckert Dossiers 1: Dekonstrunktion von Rassimus in Schulbüchern.
- Feridooni, Karim & Simon, Nina (2020): Rassimuskritische Fachdidaktiken. Theoretische Reflektionen und fachdidaktische Entwürfe rassismuskritischer Unterrichtsplanung. Wiesbaden:springer VS.
- Kanemaki, S.; Singer, K. & Neuburger, M. (2022): Handreichung: Reflexion von Othering im Geographieunterricht. Hamburg: AG KGGU.
- Landesaktionsplan Rassismus des Landes Schleswig-Holstein