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Abschnitt 1 (Block 1): Othering

der (Post-)koloniale blick im Schulbuch

Wenn wir Rassismus als Konstruktion in dem komplexen Geflecht von Kolonialismus, Nationalsozialismus und deren anhaltenden Strukturen bis heute verstehen, dann gehören hierzu auch bestimmte Annahmen, Vorstellungen und Bilder. Mit der Eroberung anderer Kontinente wurde der Blick auf die „Anderen“ geprägt; die Berichterstattungen von europäischen Missionaren, Kolonialbeamten und vor allem von Geograph:innen legten den Grundstein für eine Unterscheidung von Menschen und markierten die moralische und kulturelle Überlegenheit von Europäer:innen in Abgrenzung zu allen nicht-europäischen Menschen in der Welt. Dieses auf Differenz basierende Kategorisieren von Menschen wird auch als „Othering“ beschrieben und findet seinen Ausdruck häufig in der Gegenüberstellung von binären und konträren, sich voneinander abgrenzenden Bildern.

Postkoloniale ansätze

@Katrin Singer

Post-koloniale Theoretiker:innen und Praktiker:innen haben diesen Begriff geprägt und formulieren die post- und dekolonialen Perspektiven nicht nur als Wissenschaftskritik, sondern auch und vor allem als eine gesellschaftliche Haltung und damit in pädagogischen Zusammenhängen. Post-kolonial meint hier nicht eine Zeit nach dem Kolonialismus, sondern beschreibt den Umstand, dass bestimmte Verhältnisse seit dem Kolonialismus bis heute anhalten. – Kasten mit weiterer Erklärung.

Allen voran steht dabei das Werk „Orientalismus“ von E. W. Said, in dem die Begriffe „Orient“ und „Okzident“ als verstärkte Differenzierung und Wahrnehmung der Eigenschaften der jeweils „Anderen“ auftauchen. Der Begriff Othering wurde von Gayatri Chakravorty Spivak (1985) eingeführt und geprägt, um einen Prozess zu beschreiben, durch den der imperiale Diskurs die Anderen bzw. «das im Machtdiskurs ausgeschlossene Andere» kreierte.

Postkoloniale Theorieproduktionen widmen sich den komplexen Wirkungen, wie Rassismus, Privilegierung und Marginalisierung in global vernetzten und in lokal ausgestalteten Kontexten funktionieren.

Handreichung Reflexion von Othering im geographieunterricht

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Gut zu Wissen

Dies ist ein Informationsangebot für Dich.

Gut zu Wissen

Postkoloniale Perpektiven

  • setzen sich kritisch mit Fragen des Kolonialismus und dessen Folgen auseinander
  • zeigen neokolonialistische Strukturen und koloniale Kontinuitäten auf
  • entwerfen Gegenmodelle zu eurozentrischen Erzählungen und Geschichtsschreibungen

Postkoloniale und dekoloniale Theorien gingen und gehen aus antikolonialen und antirassistischen Kämpfen hervor und sind diesen bis heute verpflichtet. Ausgangspunkte ihrer kritischen Analyse sind dabei u.a. die Prozesse des Otherings.


Othering im kontext schule

Für angehende Lehrkräfte kann es sehr hilfreich sein, den Prozess des Othering nachvollzogen zu haben, bevor sie beginnen, ihre Schülerinnen und Schüler zu unterrichten. Die Beschäftigung mit post-kolonialen Theoretiker:innen ermöglicht es, Alltagssituationen im Schulkontext und darüber hinaus neu und theoretisch fundiert zu bewerten.


Von klein auf lernen Kinder über Sozialisierung und Wissensvermittlung, wie das „Spiel“ der Definition und Abgrenzung funktioniert und wie Machtbeziehungen darüber hergestellt werden. Dabei wird Differenz und Anderssein mehrheitlich nicht als Bereicherung verstanden, sondern verbleibt im Definitionsbereich negativer Konnotationen. Die jeweiligen Mechanismen sind zuweilen subtil, manchmal auch offensichtlich und deutlich sichtbar. Menschen werden so im Laufe ihres Lebens kontinuierlich in hierarchische Systeme eingeordnet und darin erzogen. Hier zeigen sich Handlungsfelder für eine kritische Lehre, in der wir als angehende oder bereits konsolidierte pädagogische Lehrkräfte und Dozierende Räume für kritische Reflexion und transformative Wissensproduktion für uns selbst und andere eröffnen können.


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