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Abschnitt 2 (Block 1): Schulbuchanalyse

Analyse von Darstellungsweisen in Schulbüchern

Ein Blick in vergangene und aktuelle Schulbücher macht deutlich: nach wie vor werden rassistische Bilder und Erzählungen reproduziert. Im Unterricht verwendete Bilder und Sprache sind häufig stigmatisierend und bedienen längst überholte Vorstellungen, Stereotype und Klischees. Dadurch werden Kindern und Jugendlichen in der Schule Rassismen als Normvorstellung gelehrt und so struktureller Rassismus beigebracht. Normalitäten werden – wenn auch in der Regel unbewusst – reproduziert und Wissen wird aus der Perspektive der persönlichen Lebensrealität der Lehrkraft in Verbindung mit oft lückenhaften Lehrmaterialien weitergegeben.

Ergebnisse eines studienprojekts

In einem Studienprojekt untersuchten Studierende der Geographie, wie sich die Einflüsse des Kulturerdteilkonzeptes von Kolb über Newig bis in die heutigen Schulbuchmaterialien hinein nachweisen lassen. Ziel dieser Untersuchung war es, auf der Basis einer breit angelegten Bildanalyse in einer Reihe von Schulbüchern, historische Brüche und Kontinuitäten in der Verwendung des Konzepts nachzuzeichnen. Mithilfe von postkolonialen Ansätze lassen sich verschiedene Punkte von Kolbs Konzept der Kulturerdteile kritisieren.

Dies spiegelt sich auch auf visueller Ebene in Schulmaterialien wider. Einige dieser Ergebnisse sollen hier vorgestellt werden. Die Verlage von Schulbüchern verwendeten über viele Jahrzehnte das Kulturerdteil-Konzept für die Gliederung der Lehrmaterialien. Regionale Zuordnungen von Bildern folgen nach wie vor diesem Prinzip und reproduzieren damit die im Kulturerdteil-Konzept enthaltenen Stereotype. Wir haben einer der beteiligten Studierenden Fragen zum Projekt gestellt, die Antworten finden sich unten als Audiospuren.

Interview mit Clara Wett

1. Welche Medien wurden von euch untersucht? Wann wurden diese Medien veröffentlicht und genutzt?

3. Welche dominanten Darstellungsweisen habt ihr in dem Material gefunden?

5. Was ist, deiner Auffassung nach, an diesen Materialien problematisch?

2. Was genau war die Zielsetzung, auf was habt ihr geachtet? Wie seid ihr methodisch vorgegeangen?

4. Was waren Themen und Motive, die Othering produzierten und anhand derer Unterscheidungen vorgenommen wurden?

6. Wie können, deiner Auffassung nach, rassismuskritische/-sensible Inhalte aussehen?


STereotype bilder im schulbuch

Seit Beginn der 2000er Jahre sind die Schulbücher zwar nicht mehr regional nach Kulturerdteilen, sondern thematisch gegliedert. Ein genauer Blick in die Bücher zeigt jedoch, dass stereotypisierende Bilder weiterhin verwendet werden. Grundsätzlich erfolgt in den meisten Schulbüchern die Unterteilung der Länder nach „Entwicklungsstand“, ohne die strukturellen und vor allem kolonialbedingten Ursachen und globalen Ungleichheiten hierfür in den Blick zu nehmen. Auch die Anzahl der Bilder von unterschiedlichen Ländern ebenso wie deren differenzierte Darstellung lässt auf einen stark „verwestlichen Blick“ schließen. So ist der Bildanteil von Ländern des Nordens in den Lehrmaterialien um ein deutliches höher und damit auch länderunterscheidend und differenzierter als dies für die Länder des Südens der Fall ist. Hier steht häufig ein Bild stellvertretend für einen gesamten Kontinent und mit diesem in Zusammenhang stehend werden Aussagen über komplexe Zusammenhänge getroffen. Bewusst oder unbewusst führt dies zu einer stark hierarchisierenden Kategorisierung, die die Welt sehr eindimensional in den Blick nimmt.


Häufig verwendete Gegensatzpaare im Schulbuch

Bevölkerung

@Wett; Hollatz; Baur

Anhand von Bildern in Schulbüchern werden Menschen unter anderem anhand ihrer Kleidung oder auch anhand der von ihnen ausgeführten Tätigkeiten festgehalten. Anhand weniger wirkmächtiger Bilder werden Annahmen zur Lebensführung aller Menschen in den dargestellten Gebieten suggeriert.

modernes vs. traditionelles ÄußeresMarkenkleidung vs. Trachten/Gewänder
luxuriöse vs. einfache Art der LebensführungKostspielige Hobbies (Reiten, Golf) vs. Ballspiel auf Sandplatz
Passive vs. aktive DarstellungWartend, weinend vs. arbeitend

Wirtschaft

@Wett; Hollatz; Baur

Wirtschaftsweisen sind eine weitere Unterscheidungskategorie. Dabei werden sowohl die Arten des Wirtschaftens hierarchisiert als auch die mit ihnen verbundenen Tätigkeiten. Die Möglichkeit der Gleichzeitigkeit aller Wirtschaftsweisen in einem Land, wird so negiert.

primärer und sekundärer vs. tertiärer SektorErntehelfende vs. Callcenter vs. Manager
technisierte vs. manuelle LandwirtschaftMaschinierte Ernte vs. Handarbeit in gebückter Körperhaltung
ältere vs. neuere Gerätschaften und Technologiengroße Maschinen vs. Einsatz von Erntetieren

Siedlung

@Wett; Hollatz; Baur

Ebenfalls eindrücklich ist die Darstellung von Siedlungsstrukturen, also von Wohngebäuden/ Verkehrswegen. Hier gilt ebenfalls, dass bestehende Verhältnisse meist depolitisiert und als unveränderlich dargestellt werden. Innerstaatliche Machtgefälle und Debatten, z.B. um Wohnraum, spielen keine Rolle.

einfache vs. moderne Bebauungeinfache Hütten vs. Hochhäuser
ausgebaute vs. mangelnde Infrastrukturenausgebaute Straßen vs. unbefestigte Feldwege
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